Es ist Dienstag, die Vorlesestunde "Auf leisen Sohlen" rückt näher. Ich sitze in der kuschligen Leseecke. Neben mir mehrere Kinderbücher, die auf kleine Zuhörer warten.

Zwischen den Bücherregalen herrscht reges Treiben. Jungen und Mädchen stöbern in den Bücherkisten, greifen beherzt nach diesem und jenem Buch. Neugierig schauen sie zu mir. Auf einen Wink kommen sie zögernd näher. Ich lade sie zum Hinsetzen ein. Wir begrüßen uns und im Gespräch erzählen sie mir etwas über ihre Lieblingsbücher und wer ihnen zuhause daraus vorliest. Dann hole ich meine Schätze hervor. Nach und nach gesellen sich weitere Kinder hinzu. Wieder einmal ist der Altersunterschied meiner Zuhörer groß. Da sitzen 4- bis 9-jährige erwartungsvoll nebeneinander, schauen mich mit großen Augen an, während ich das erste Buch zur Hand nehme. Mir stellt sich die Frage: Habe ich heute die richtigen Geschichten für diese Kinder ausgesucht? Doch meine Bedenken schwinden rasch. Denn ein Blick in die Gesichter der Kinder zeigt mir, dass die Geschichte ihnen gefällt, sie in ihren Bann zieht. So erleben wir gemeinsam eine vergnügliche und lehrreiche Lesestunde. Und mit einem weiteren Stempel auf dem Lesekärtchen verabschieden wir uns - bis zum nächsten Mal.

Auf dem Heimweg wandern meine Gedanken zu den beiden Kindergärten, wo ich als Vorlesepate seit 2003 die Kinder der ältesten Gruppe ein Jahr bis zu ihrem Schulanfang begleite. Wie anders verläuft dort die Vorlesestunde. Schon nach der zweiten Begegnung kenne ich die Namen der Kinder, weiß, wer zuhause vorgelesen bekommt, welche Bücher sie bereits kennen und welche Geschichten sie ganz besonders mögen. Zu Beginn des letzten Kindergartenjahres suchen wir gemeinsam verschiedene Märchen, Tiergeschichten oder auch "große" Bücher aus, die sie hören möchten. Zu den Lieblingsbüchern gehörten in letzter Zeit "Die kleine Hexe", "Drei lustige Gesellen", "Hörbe mit dem großen Hut" und "Mäxchen und das Geheimnis der Eiche".

Zwei grundverschiedene Lesestunden. Im Kindergarten weiß ich, wer mich erwartet. In der Kinderbibliothek bin ich jedes Mal aufs Neue gespannt, wer meine Zuhörer sind. Letztendlich freue ich mich aber über jedes Kind, dem ich das Tor in die Welt der Bücher ein Stückchen weiter geöffnet habe.

Ingrid Schmutzler

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